Baeck, Leo
1873
Leo Baeck wird am
23. Mai in Lissa (heute Lezno/Polen) als Sohn des Rabbiners
Samuel Baeck und dessen Ehefrau
Eva (geb. Placzek) geboren. Er wächst mit vier
Schwestern auf.
1881 – 1890
Baeck besucht das Johann-Amos-Comenius-Gymnasium seiner
Heimatstadt und erhält eine humanistische Ausbildung.
Er wird früh in der jüdischen Kultur und
Religion unterrichtet.
1891 – 1894
Der Wunsch, Rabbiner zu werden, führt Baeck zu seinen
Vorbildern Jacob Levy (1819 – 1892) und Heinrich
Graetz (1817 – 1891) an das konservative „Jüdisch-Theologische
Seminar“ von Breslau (Wroclaw).
1892 – 1894
Baeck besucht zudem das Philosophische Seminar der Universität
Breslau.
1894
Zum weiteren Studium der Philosophie, Geschichte und
Religionsphilosophie zieht er nach Berlin. Er beginnt
das Rabbinatsstudium an der liberalen „Lehranstalt
für die Wissenschaft des Judentums“.
1895
Baeck promoviert bei seinem Förderer Wilhelm Dilthey
(1833 – 1911) und veröffentlicht seine vielbeachtete
Dissertation über „Spinozas erste Einwirkungen
auf Deutschland“. Im Herbst des Jahres geht er
als junger Rabbiner nach Oppeln (Opole).
1895 – 1905
Baeck ist Rabbiner der großen Jüdischen Gemeinde
in Oppeln.
1896
Er heiratet Nathalie Hamburger, die Enkelin seines Vorgängers
im Amt.
1905
Baeck übersiedelt nach Duisburg und veröffentlicht
das religionsphilosophische Werk „Das Wesen des
Judentums“. Seine Publikation ist als Antwortschrift
auf Adolf von Harnacks „Das Wesen des Christentums“ konzipiert.
Er wird zum führenden Vertreter des jüdischen
Liberalismus.
1907 – 1912
Baeck ist Rabbiner in Düsseldorf.
1912
Er wird als Rabbiner nach Berlin berufen und arbeitet
in der neu errichteten Synagoge in der Fasanenstraße.
Zudem wird er Dozent an der „Hochschule für
die Wissenschaft des Judentums“.
1914 – 1918
Während des 1. Weltkrieges wird Baeck Feldrabbiner
an der West- und Ostfront.
1919 – 1933
Baeck übernimmt zahlreiche repräsentative Aufgaben
in der jüdischen Gemeinde Berlins und wirkt in dieser
Funktion als Kontaktperson zu politischen Repräsentanten
der Weimarer Republik. Er ruft die christlich-jüdischen
Gespräche ins Leben, die er als Redner wesentlich
mitgestalten kann. Ziel dieses Gesprächskreises
ist die interreligiöse und kulturelle Verständigung
zwischen Juden und Christen in Deutschland.
1919
Er wird als Sachverständiger für jüdische
Angelegenheiten ins preußische Kultusministerium
berufen.
1922
Baeck wird Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Rabbinerverbandes.
Ihm gelingt es, ein kooperatives Verhältnis zwischen
dem orthodoxen und dem liberalen Flügel des Verbandes
zu schaffen.
1924
Die „Bnei-Brith-Loge“ (Söhne des Bundes),
ein jüdischer Wohlfahrtsorden, beruft ihn zum Präsidenten.
1927 – 1929
Baeck ist Mitglied des „Centralvereins deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens“, des
Palästina Grundfonds „Keren Hajessod“,
der „Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden“ und
der „Jewish Ageny“.
1933
17. September: Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten
schließen sich die jüdischen Verbände
und Gemeinden in der „Reichsvertretung der Deutschen
Juden“, einer landesweiten jüdischen Repräsentativkörperschaft,
zusammen. Baeck wird einstimmig zum Präsidenten
gewählt.
Er unternimmt zahlreiche Auslandsreisen, um auf die Lage
der Juden im Deutschen Reich aufmerksam zu machen.
1933 – 1943
Trotz mehrfacher Gelegenheit zur Emigration bleibt Baeck
bei seiner Gemeinde, um den deutschen Juden in den
Jahren der Diskriminierung und der Verfolgung beizustehen.
Er organisiert die Emigration von Juden.
1938
I. November: Der jüdische Religionsphilosoph Martin
Buber emigriert aus Deutschland. Damit ist Baeck der
letzte hohe Repräsentant des Judentums in Deutschland.
II. 9./10. November 1939: Als Folge des Attentats auf
Ernst von Rath werden in der Nacht des Novemberpogroms
von Angehörigen der SA fast alle Synagogen Berlins
zerstört, darunter auch Baecks Wirkungsstätte
in der Fasanenstraße. Nach dem Pogrom ist die „Reichsvertretung
der Juden" keine frei gewählte Körperschaft
mehr. Baeck bleibt jedoch Vorsitzender einer von dem
NS-Regime verordneten und eingesetzten „Reichsvereinigung
der Juden“ in Deutschland.
1939
Er protestiert vergebens gegen die Schließung der „ Hochschule
für die Wissenschaft des Judentums“ durch
die Geheime Staatspolizei (Gestapo).
1943
Die „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ wird
von der Gestapo geschlossen.
Baeck wird zusammen mit seiner Familie in das Ghetto
Theresienstadt deportiert. Dort unterstützt er die
Gefangenen durch Vorträge und Predigten.
Mai 1945
Die Rote Armee befreit Theresienstadt. Schwer mißhandelt überlebt
Baeck. Seine vier Schwestern sind im Ghetto umgekommen.
Juli: Baeck läßt sich in London nieder.
1945/46
Baeck wird Präsident des „Council of Jewish
from Germany“ und der „World Union for progressive
Judaism“.
1947
Baeck begründet das später nach ihm benannte „Institut
zur Erforschung der Geschichte des Judentums in Deutschland
seit der Aufklärung“.
Ab 1948
Baeck bemüht sich in ganz Deutschland um Versöhnung
und Dialoge zwischen Juden und Christen. Die Wiederaufnahme
der von ihm 1919 initiierten Gespräche zwischen
den Glaubensgruppen ist ihm zunächst wichtiger als
die Bestrafung der Schuldigen am Völkermord an den
europäischen Juden.
1948 – 1956
Neben seinen repräsentativen Funktionen beginnt
Baeck eine umfangreiche Lehrtätigkeit an verschiedenen
Universitäten in Europa und den USA.
1956
2. November: Leo Baeck stirbt in London.
Quelle: 1085) siehe auch: Leo Baeck Institute New York: http://www.lbi.org/