Gertrud Kantorowicz wurde in Poznan (Posen)
geboren. Sie war Kunsthistorikerin und Übersetzerin. Einst
gehörte
sie zum Kreis um den Dichter Stefan George.
Sie wurde am 6. Juli 1942 nach Theresienstadt
deportiert, wo sie am 19./20.April 1945, also
wenige Tage vor der Befreiung, starb. Ihre
im Ghetto geschriebenen Gedichte erschienen
1948 unter dem Titel Verse
aus Theresienstadt.
Amor Fati III
Sei wach den Stimmen die von ringsher tönen
Dem
Augenblick lerne ich dich versöhnen:
Echo der Frühe
tönt sein Tritt – ihn krönen
Künftge
Gesichte – dunkle und die schönen –
Und
führen dich die reichen kühnen Pfade
Alles
ist Hier und Jetzt und alles Gnade.
Gestrüpp um
deinen Fuß? – Er biegt es grade
Gehend im
schmalen Strahl vom Sonnenrade.
Aus Nebeln Hände? – Dein
Griff weiß den Rat
Der Stumpf bleibt links. Was
tot um Leben bat
Versinkt. Wo sich Finger krümmt
zur Saat
Den Müdesten labt Ähre noch und Mahd.
Alles
ist Tat. Auch Muß auch der Traum –
Du liegst
im Gras schaust durch den runden Baum
Sonne und Mond zugleich
im blauen Raum –
O Erde trächtiger Rausch von
Saum zu Saum.
Quelle: 365)