www.ghetto-theresienstadt.info - Ein Nachschlagewerk

Mansfeld, Margarete

Margarete Mansfeld wurde am 8. März 1903 in Lüchow geboren. Ihr Elternhaus steht in der heutigen Theodor Körner Straße, unweit der Wilhelm-Warmbold-Schule. Ihr Großvater hatte in Lüchow einen Tabakhandel betrieben.

Die Eltern waren liberal eingestellt. Die Mutter, so erzählt Margarete, hätte das nicht koschere Essen zwar gekocht, aber nichts davon gegessen. Ihr Vater Sigismund war 1869 geboren, ihre Mutter, eine geborene Löwenstein, stammte aus Wusterhausen an der Dosse. Zu Hause wurden noch die jüdischen Festtage gefeiert, der Vater verzichtete am Schabbat auf das Rauchen. Zu den hohen Feiertagen fuhr man nach Salzwedel, um da die Synagoge der kleinen jüdischen Gemeinde zu besuchen. Viele Verwandte wohnten in Salzwedel, wo es neben Hitzacker und Dannenberg auch den einzigen jüdischen Friedhof in der Gegend gab. „Meine ältere Schwester war 1900 geboren worden, ich 1903, meine Schwester Elly 1905 und mein Bruder Walter 1910. Unsere Familie unterhielt ein gutgehendes Geschäft in Fellen, Rohprodukten und Metallen. Unser Anwesen bestand aus einem großen Wohnhaus am Ende des Ortes, mit zwei Wohnungen und Lagerböden, Pferdestall mit vier Pferden und Nebengebäuden. Der große Garten war einen halben Morgen groß. An Silvester 1931 ist unser Haus zusammen mit dem Pferdestall abgebrannt. Man hat nie geklärt, ob es Brandstiftung war. Das Haus wurde nicht wieder aufgebaut. Mein Vater kaufte ein anderes Anwesen.

Bei uns wurde viel musiziert und Sport getrieben. Ich selbst war Mitglied eines Leichtathletikvereins und habe im 100-Meterlauf viele Preise gewonnen.....

Wie man schon an unseren Vornamen sehen kann, fühlten wir uns alle als Deutsche jüdischen Glaubens.... Wir durften alle einen Beruf erlernen. Meine Schwester Ottilie war Stenotypistin und meine Schwester Elly arbeitete in einer Rechtsanwaltskanzlei. In Meiningen führte sie später das Büro für auswandernde Juden.... Ich führte den Haushalt einer jüdischen Familie in Halberstadt.... Als sich in den dreißiger Jahren allmählich unser jüdisches Unglück anbahnte, konnte man Vater nicht davon überzeugen, daß unser Schicksal besiegelt war. Er meinte, daß zumindest ältere Leute von der allgemeinen Benachteiligung ausgenommen würden und es komme sicher nicht so schlimm, wie die Leute immer behaupteten." An dieser Einstellung änderte sich auch nichts, als die Mitglieder der Familie den Judenstern tragen mußten und die Vornamen Israel und Sarah annehmen mußten. Bruder Walter heiratete 1941. Am 6. Dezember 1941 wurde er mit seiner Frau Ursula nach Riga =>deportiert. Die letzte Nachricht von Walter kam aus Buchenwald.

Im Mai 1942 wurde ihre Schwester Elly =>abtransportiert. Ein letztes Lebenszeichen kam aus Lublin, dann blieb sie verschollen. Im Juni wurden ihre Eltern über Hamburg nach Theresienstadt =>deportiert. Man hatte ihnen ein Lager versprochen, in dem jeder einen eigenen Garten haben könne.

"Auf der Rückreise von Lüchow nach Braunschweig (Margarete hatte inzwischen einen Nichtjuden geheiratet) wurde ich von einem SS-Mann bei der Ausweiskontrolle aus dem Zug gewiesen, denn Juden durften keine Personenzüge benutzen. Aufgrund meiner Mischehe brauchte ich keinen Judenstern zu tragen, doch ich wurde im übrigen wie jene als minderwertige Rasse behandelt."

Margarete bekam einige Male =>Post von den Eltern in Theresienstadt. Aus den wenigen Worten ließ sich nicht ablesen, wie es ihnen ging. Ihr Vater starb schon am 11. April 1943, ihre Mutter ein Jahr später.

Margarete M. mußte mit anderen Frauen aus Mischehen in Braunschweiger Geschäften arbeiten. Viele ihrer Bekannten nahmen sich in dieser Zeit das Leben. Am 19. Februar 1945, die Alliierten standen schon am Rhein, wurde auch Margarete über Hannover nach Theresienstadt =>deportiert. Hier mußte sie in der Kleiderkammer arbeiten. Eine große Plage waren die Wanzen und Läuse. Im Mai 1945 wurde sie von der Roten Armee =>befreit. Margarete überstand die =>Flecktyphusseuche und machte sich im Juni 1945 auf den Rückweg. Am 22. Juni 1945 kam sie wieder in Braunschweig an. Quelle: 694)