Ghetto-Museum heute. Im Gebäude der ehemaligen Schule wurde 1942 ein Knabenheim für Jungen vom 10. bis 15. Lebensjahr eingerichtet. Auf dem Dachboden wurden die Kinder heimlich unterrichtet, in der Turnhalle Kulturveranstaltungen durchgeführt (u.a. eine Aufführung der verkauften Braut). Im Heim Nr. 1 bildeten die Jungen auf Anregung ihres Betreuers eine Selbstverwaltung, die sogenannte Republik Skid. Im Geheimen wurde die Zeitschrift „Vedem“ herausgegeben.
Im Gebäude des Theresienstädter Rathauses wurde der ursprüngliche Sitzungssaal für Konzerte und Kulturveranstaltungen benutzt. Hier waren auch die Bank, das Ghettogericht und andere Ämter untergebracht. Einigen Häftlingen war es erlaubt, sich auf dem Dachboden Quartiere in Mansarden einzurichten (heute befindet sich hier das Stadtamt).
Bis August 1942 war hier der Sitz der SS-Kommandantur, später wurden im Erdgeschoss die Post und weitere Ämter eingerichtet. Die übrigen Räumlichkeiten dienten als Unterkunft für die Jugend, besonders aus den deutschen Transporten. Im Heim der tschechischen Mädchen wurde die Zeitschrift „Bonako“ herausgegeben.
Mädchenheim für 8 – 16jährige Mädchen. Hier wurde viel unterrichtet. Mädchen vertieften nach der Rückkehr von der Arbeit ihre Kenntnisse. Die Stunden im Zeichnen leitete Friedel Dicker-Brandeis. Im Keller des Gebäudes wurden Musikwerke einstudiert.
Die Fläche des Marktplatzes bedeckte bis Ende 1943 ein dreiteiliges Zirkuszelt. Die Häftlinge montierten hier kleine Kisten, in die spezielle Einrichtungen gegen das Einfrieren der Motoren von Militärlastwagen zusammengesetzt und verpackt wurden. Zu der Zeit war der Markplatz von einem hohen Zaun umgeben und den anderen Häftlingen unzugänglich. Im Zuge der Verschönerungsaktion 1944 wurde die ganze Fläche als Parkanlage eingerichtet, in der Ecke vor dem Café wurde ein Musikpavillon erbaut .
In diesem Haus wurde ein Geschäft mit Wäsche und Bekleidung eingerichtet. Die zum Verkauf angebotenen Sachen kamen meistens aus dem nach der Ankunft der Transporte beschlagnahmten oder gestohlenen Gepäck. Weitere Geschäfte mit verschiedenen minderwertigen Waren befanden sich vor allem in den Straßen L4 und L3.
In diesem Haus wurde im Dezember 1942 ein Café mit etwa 100 Plätzen eröffnet. Eine Eintrittskarte war für zwei Stunden gültig, es wurde Ersatzkaffee und Tee serviert. Musik spielte und Kabarett-Künstler traten auf.
Sitz der SS-Lagerkommandantur Theresienstadt. Im Keller richtete die SS sogenannte Bunker ein, wo Häftlinge eingesperrt und gefoltert wurden, die gegen die Lagerordnung verstoßen hatten oder von der Gestapo verhört werden sollten.
In der Geniekaserne war ein Altersheim sowie ein Hilfskrankenhaus mit einer Abteilung für Herzerkrankungen, Tuberkulose usw.. Es fanden hier Kulturveranstaltungen und Vorträge statt. Auf dem Dachboden wurde eine Gebetstube eingerichtet. (Heute befindet sich hier das Haus der sozialen Fürsorge).
Sitz der Ghettowache, deren Aufgabe es war, die innere Ordnung aufrechtzuerhalten. Anfangs wurde sie nur aus jüngeren Männern zusammengestellt. Die Befürchtungen der Nazis vor einer militärisch organisierten wenn auch unbewaffneten Gruppe junger Männer führte im Juni 1943 zur Auflösung der Ghettowache. Fast alle ihre Mitglieder wurden mit einem Transport in den Osten geschickt. Später wurde die Ghettowache in einer Anzahl von 100 Mann im Alter von über 45 Jahren erneuert. Im Haus war ein Saal, in dem Vorlesungen stattfanden. (Heute befindet sich hier das Kulturhaus).
Heim für Kleinkinder und Kinder im frühen Schulalter. Die Kinder im Vorschulalter kamen hierher wie in einen Kindergarten, abends kehrten sie zu ihren Müttern zurück. Im Objekt waren die Kinderküche und die Bäckerei eingerichtet, die auch anderen Jugendheimen dienten. Auch hier war ein Raum, wo Theater gespielt wurde. Heute ist hier die Post untergebracht.
Kinder- und Lehrlingsheime. Manche Räume wurden für Kulturveranstaltungen und Theatervorstellungen benutzt. In L 216 war die Jugendbibliothek untergebracht.
Im ehemaligen Offizierskasino hatte das Gendarmeriekommando seinen Sitz, das das Lager bewachte und die Aufsicht über die außerhalb des Lagers arbeitenden Häftlinge hatte.
Der Bauhof, wo sich die Werkstätten verschiedener Handwerker befanden. Unweit, in dem Gang der Festungsmauern bei dem ehemaligen Leitmeritzer Tor, wurde die Gaskammer gebaut.
SS-Kameradschaftsheim, später Viktoria genannt. Unten befand sich ein Speisesaal, oben die Wohnungen für die SS. Den Juden war der Eintritt in diesen Stadtteil nicht gestattet. (Heute Parkhotel).
Bodenbacher Kaserne, wo anfangs Unterkünfte für die Häftlinge und die „Schleuse“ waren. Schleuse war eine spezieller Theresienstädter Ausdruck für jene Stelle, die von allen Transporten passiert werden mussten. Hier wurde die Registrierung und die Kontrolle des Gepäcks durchgeführt (besonders bei der Ankunft im Ghetto). Im Juli 1943 wurde die Kaserne geräumt und nachher für den Bedarf des Archivs des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) benutzt.
Aussiger Kaserne, wo anfangs die Schleuse war, später dann die zentrale Kleiderkammer, wohin das beschlagnahmte Gepäck der Häftlinge kam. Sachen von Qualität wurden ins Reich geschickt, die übrigen wurden den Geschäften für die Häftlinge übergeben. Die Häftlinge konnten hier dann die Sachen kaufen, die ihnen in der Schleuse bei der Ankunft abgenommen worden waren. An den Schanzen dieser Kaserne wurden 1942 zwei Massenhinrichtungen durchgeführt. Am 10. Januar wurden neun und am 26. Februar sieben Häftlinge gehenkt.
Dresdener Kaserne, wo seit dem 6. Dezember 1941 Frauen anfangs auch mit kleinen Kindern, untergebracht waren. Im Keller war ein Gefängnis für Häftlinge, die sich eines Vergehens schuldig gemacht hatten. Ein Teil der Räumlichkeiten wurde für Theateraufführungen und andere Kulturveranstaltungen genutzt. Auf dem Kasernenhof war es den Häftlingen erlaubt, Fußball zu spielen. Die Mannschaften hatten je sieben Spieler.
In einigen Häusern wurden Mütter mit Säuglingen und Kleinkindern bis zum 3. Lebensjahr untergebracht. Im Haus L 514 wurde ein Konzert- und Theatersaal, eine Bibliothek und eine Lesehalle eingerichtet. Gegen Kriegsende brannten alle diese Häuser aus.
Hier wurde eine Parkanlage angelegt. Im Rahmen der „Verschönerung“ wurde hier ein hölzerner Kinderpavillon und andere Einrichtungen für Kinder gebaut.
Hohenelber Kaserne, ursprünglich ein Militärkrankenhaus, diente als zentrales Krankenhaus auch während der Zeit des Ghettos. Auch das Zentralbad mit Duschen und Schwimmbecken wurde benutzt. In der Küche wurde Essen für Kranke gekocht.
Kavalierkaserne. Das verkommene und unbewohnte Gebäude mit Kasematten diente 1942 als Schleuse, später wurden hier unter schrecklichen Bedingungen alte und in einem Teil auch geisteskranke Häftlinge ungebracht.
In der ehemaligen Brauerei wurde eine Desinfektionsstation, Duschen und die Wäscherei eingerichtet. Ein Teil der Gebäude diente Häftlingen als Unterkunft.
Die ehemalige Militärreitschule diente als Maschinentischlerei.
Die Magdeburger Kaserne war Sitz des Ältestenrates und der Ämter der Jüdischen Selbstverwaltung. Außer den Büros befanden sich hier auch die Wohnungen der Mitglieder der Selbstverwaltung und ein Saal für Kulturveranstaltungen.
In der Hannover Kaserne wurden die arbeitenden Männer untergebracht und es befand sich hier eine der Küchen.
Die Bäckerei und das zentrale Lebensmittellager befanden sich hier.
Das von den Häftlingen erbaute Anschlussgleis wurde am 1. Juni 1943 in Betrieb genommen. Vom Bahnhof in Bohušovice führte das Gleis zur Hamburger Kaserne. Die Abfahrt und Abfertigung der Transporte konnte so beschleunigt werden und die Transporte mussten nicht vor den Augen der Bevölkerung in der Umgebung des Ghettos eskortiert werden. In der riesigen Schleuse der Hamburger Kaserne wurden dann alle Osttransporte konzentriert.
Die Hamburger Kaserne diente vor allem als Unterkunft für Frauen, seit 1943 wurden hier hauptsächlich die holländischen Häftlinge konzentriert. Ein Teil des Gebäudes wurde als Schleuse für die Abfertigung der Transporte nach Auschwitz genutzt.
Die Jägerkaserne war Quartier für alte Häftlinge und eine Quarantänestation für Desinfizierung und Entwesung persönlicher Sachen.
1943 wurde dort ein Sportplatz errichtet und der Zutritt Kindern und Erwachsenen erlaubt.
Die Sudetenkaserne, wo am 24. November 1941 der erste Transport von Männern ankam; später kamen noch einige Transporte hinzu. Nach zwei Wochen wurden die Frauen mit Kindern abgesondert und in der Dresdener Kaserne untergebracht, die Familien blieben weiterhin getrennt. In Betrieb war hier eine der Küchen. Im Juli 1943 musste das ganze Objekt geräumt werden, weil die Nazis einen Teil des RSHA-Archivs hergebracht hatten. Sie wollte es auf diese Weise vor den Luftangriffen der Alliierten schützen.
Die Turnhalle des Vereins Sokol diente zu Anfang den Kranken mit Enzephalitis. Im Zusammenhang mit der „Verschönerung“ wurde sie in ein Gesellschaftshaus verwandelt, in dem sich zwei Säle für Kulturveranstaltungen, eine Bibliothek, eine Betstube und eine Terrasse befanden.
Die Zeremonienräume im Ravelin dienten dem letzten Abschied von den Verstorbenen. Weiter hinter die Mauern des Ghettos durften die Häftlinge nicht. Die Särge wurden von dort in die Senke bei Bohušovice gebracht, wo die Toten beerdigt und ab September 1942 verbrannt wurden. Im gegenüberliegenden Ravelin wurde ein Kolumbarium eingerichtet, wo die Urnen für die Asche aufbewahrt wurden. Im November 1944 mussten diese weggebracht werden. Die Asche der Toten wurde zum Teil in der unterirdischen Fabrik Richard vergraben, zum Teil in die Eger geschüttet. Quelle: 640)